Zunächst sei erwähnt, dass man die meist durch chronischen Stress ausgelöste Nebennierenschwäche - um die es in unserer Praxis eigentlich immer geht - nicht mit dem durch Autoimmunprozesse entstandenen absoluten Nebennierenfunktionskollaps, genannt Morbus Addison, verwechseln darf.
Immer unterscheidet man jedoch eine primäre Nebenniereninsuffizienz von einer Sekundären (diese ist wesentlich häufiger). Hier kommt es aufgrund einer Störung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und des Hypothalamus zu einem konsekutiven Mangel an ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) und / oder CRH (Corticotropin Releasing Hormon).
Die Nebenniereninsuffizienz oder Adrenal Fatigue verläuft meist in 4 Phasen:
- Das Frühstadium
Die sog. "Kampf- oder Flucht-Reaktions" Phase. Der Körper fährt hier seine Anti-Stressreaktion hoch, um das Stressniveau zunächst reduzieren zu können. Erhöhte Cortisol und ACTH-Spiegel sind die Folge.
- Die Resistenz-Reaktion
Hier haben die Nebennieren dauerhaft jedoch Schwierigkeiten den ständigen Forderungen nach mehr Cortisol nachzukommen. Folge: Cortisol sinkt, wohingegen ACTH noch hoch bleibt. Da der Körper die Cortisolproduktion bevorzugt, sinkt dadurch indirekt leider die Synthese anderer auch wichtiger Hormone: DHEA, Pregnololon, Testosteron und Östrogene.
- Erschöpfung
Der Körper ist nicht mehr in der Lage selbstregulatorisch die Homöostase aufrecht zu erhalten. Dieser Prozess kann sich über mehrere Jahre hinziehen (wie auch meist die therapeutische Regenerationszeit). Es kommt zum Zusammenbruch der sog. Hypothalamus-Hypophysen-Achse. U.a. finden sich hier schwere Ungleichgewichte bei den Sexualhormonen.
- Zusammenbruch
Die vielfältigen Symptome und Zeichen einer Nebenniereninsuffizienz oder Adreanl Fatigue sind u.a.:
Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit/leichte Depression, häufige Infekte (meist wegen reduzierter Sekretion von Immunglobulin A), Konzentrationsschwierigkeiten (u.a. Blutzuckerschwankungen mit langfristig betrachtet erhöhter Diabetesgefahr), Unfähigkeit abzunehemen (bes. um die Taille herum) trotz enormer Anstrengungen (u.a. wird Wasser und Salz zurückgehalten)
Häufigste Ursachen einer Nebenniereninsuffizienz oder Adreanal Fatigue sind:
Chronischer Stress (Dysstress mehr wie Eustress), z.B. im Beruf (Mobbing), Tod eines geliebten Menschen, Krankheit, Beziehungsprobleme und weitere, Überforderung, Chronische Infektionen, Ernährungsfehler (zuviel Zucker, Kaffee und der Konsum individuell nicht verträglicher - allgemein ggf. sogar als gesund geltender - Lebensmittel), Schlafstörungen, Ängstlichkeit / Beklemmungen, Ausgebranntsein, Allergien, Unterzuckerungen (Hypoglykämien), Seelenerkrankungen
Diagnostik:
Messung von Cortisol, DHEA und weiteren Hormonen (ist individuell unterschiedlich) bevorzugt im Speichel, da dort jeweils nur der freie, wirksame Hormonanteil gemessen wird. Die Messungen des Cortisols erfolgen sogar mehrfach an einem Tag (Cortisol-Tagesprofil).
Therapie:
Erfolgt nach individuellem Stoffwechsel-Check-Up u.a. mit Vit. C, auch der fettlöslichen Variante sog. Ascorbylpalmitat, Vit. B5 (da die meisten Hormonproduktionen das Co-Enzym A, ein Nebenprodukt des Vit B5 benötigen), Vit. E, Beta-Carotin, Selen, Magnesium, Aminosäuren und nat. des DHEA und ggf. das Pregnelolon.
Desweiteren kommen auch Heilpflanzen (Phytotherapie) in Form von Wurzelextrakten zum Einsatz, sowie Homöopathika. Ggf. wenn notwendig, erfolgt auch die Gabe von Cortison-Präparaten (möglichst bioidentisches Hydrocortison), wobei wir in unserer Praxis, als vorrangig therapeutisches Ziel, die Normalisierung der zentralen Neurotransmitter-Balance proklamieren.
Die Therapiedauer liegt zwischen 3 Monaten und 3 Jahren, je nachdem wie lange die Störung schon existiert hat und nat. auch abhängig von deren Schweregrad.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Eine vollständige Regeneration bzw. Gesundung der Nebennieren ist möglich, bedarf jedoch meist des therapeutischen Geschicks und der Geduld des Betroffenen.
